Liedtexte und Hörporben

CD Nr. 5, Track 4   PDF Hörprobe


Seufzer eines Ungeliebten und Gegenliebe
Text: Bürger (1747-1794)

Hast du nicht Liebe zugemessen
Dem Leben jeder Kreatur?
Warum bin ich allein vergessen,
Auch meine Mutter, du! Natur?

Wo lebte wohl in Forst und Heide
Und wo in Luft und Meer ein Tier,
Das nimmermehr geliebet würde?
Geliebt wird alles außer mir!

Wenngleich in Hain und Wiesenmatten
Sich Baum und Staude, Moos und Kraut
Durch Liebe und Gegenliebe gatten,
Vermählt sich mir doch keine Braut.

Mir wächst vom süßesten der Triebe
Nie Honigfrucht zur Lust heran,
Denn ach! mir mangelt Gegenliebe,
Die eine, nur eine gewähren kann.

Wüßt’ ich, daß du mich lieb und wert
Ein bißchen hieltest,
Und von dem, was ich für dich,
Nur ein Hundertteilchen fühltest;

Daß dein Dank hübsch meinem Gruß
Halben Wegs entgegenkäme,
Und dein Mund den Wechselkuß
Gerne gäb’ und wieder nähme,

Dann, o Himmel, außer sich
Würde ganz mein Herz zerlodern!
Leib und Leben könnt’ ich dich
nicht vergebens lassen fodern!

Gegengunst erhöhet Gunst,
Liebe nähret Gegenliebe
Und entflammt zur Feuersbrunst,
Was ein Aschenfünkchen bliebe.

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