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Der Jüngling in der Fremde
Text: Reissig (1783-1822)
1. Der Frühling entblühet dem Schoß der Natur,
Mit lachenden Blumen bestreut er die Flur.
Doch mir lacht vergebens das Tal und die Höh',
Es bleibt mir im Busen so bang und so weh.
2. Begeisternder Frühling, du heilst nicht den Schmerz,
Das Leben zerdrückte mein fröhliches Herz;
Ach, blüht wohl auf Erden für mich noch die Ruh',
So führ mich dem Schoße der Himmlischen zu.
3. Ich suchte sie Morgens im blühenden Tal,
Hier tanzten die Quellen im purpurnen Strahl,
Und Liebe sang schmeichelnd im duftenden Grün,
Doch sah ich die lächelnde Ruhe nicht blühn.
4. Da sucht' ich sie mittags, auf Blumen gestreckt,
Im Schatten von fallenden Blüten bedeckt,
Ein kühlendes Lüftchen umfloß mein Gesicht,
Doch sah ich die schmeichelnde Ruhe hier nicht.
5. Nun sucht' ich sie abends im einsamen Hain,
Die Nachtigall sang in die Stille hinein,
Und Luna durchstrahlte das Laubdach so schön,
Doch hab' ich auch hier meine Ruh' nicht gesehn!
6. Ach Herz, dich erkennt ja der Jüngling nicht mehr,
Wie bist du so traurig, was schmerzt dich so sehr?
Dich quälet die Sehnsucht, gesteh es mir nur,
Dich fesselt das Mädchen der heimischen Flur!
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