Lyrics and samples
Feuerfarb', 2. Fassung
Text: Mereau (1770-1806)
1. Ich weiß eine Farbe, der bin ich so hold,
Die achte ich höher als Silber und Gold;
Die trag' ich so gerne um Stirn und Gewand
Und habe sie Farbe der Wahrheit genannt.
2. Wohl blühet in lieblicher, sanfter Gestalt
Die glühende Rose, doch bleichet sie bald.
Drum weihte zur Blume der Liebe man sie;
Ihr Reiz ist unendlich, doch welket er früh.
3. Die Bläue des Himmels strahlt herrlich und mild;
Drum gab man der Treue dies freundliche Bild.
Doch trübet manch Wölkchen den Äther so rein;
So schleichen beim Treuen oft Sorgen sich ein.
4. Die Farbe des Schnees, so strahlend und licht,
Heißt Farbe der Unschuld; doch dauert sie nicht.
Bald ist es verdunkelt, das blendende Kleid:
So trüben auch Unschuld Verleumdung und Neid.
5. Und frühlings, von schmeichelnden Lüftchen entbrannt,
Trägt Wäldchen und Wiese der Hoffnung Gewand.
Bald welken die Blätter und sinken hinab:
So sinkt oft der Hoffnungen liebste ins Grab.
6. Nur Wahrheit bleibt ewig und wandelt sich nicht:
Sie flammt wie der Sonne alleuchtendes Licht.
Ihr hab’ ich mich ewig zu eigen geweiht.
Wohl dem, der ihr blitzendes Auge nicht scheut!
7. Warum ich, so fragt ihr, der Farbe so hold,
Den heiligen Namen der Wahrheit gezollt?-
Weil flammender Schimmer von ihr sich ergießt,
Und ruhige Dauer sie schützend umschließt.
8. Ihr schadet der nässende Regenguß nicht,
Noch bleicht sie der Sonne verzehrendes Licht;
Drum trag' ich so gern sie um Stirn und Gewand
Und habe sie Farbe der Wahrheit genannt.
« back